Am 3. März war es wieder soweit, der Bundeskongress genossenschaftliche Energiewende fand im Haus der DZ Bank am Pariser Platz 3 in Berlin statt. Der Besuch des vom DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. und GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen veranstalteten Kongresses bot eine hervorragende Möglichkeit, einen Einblick in die derzeitigen politischen Entwicklungen bezüglich der Energiewende in Deutschland und neueste Entwicklungen innerhalb der Genossenschaften zu erhalten.
Der Auftakt der Veranstaltungen war begleitet von Herrn Andreas Feicht, Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, und Frau Rita Schwarzelühr-Sutter, Staatssekretärin des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Beide gaben jeweils einen kurzen Input zum Stand der Energiewende in Deutschland aus Sicht ihres Ministeriums. Auf Seiten der Politik sei die Energiewende in Deutschland bereits auf einem guten Weg und die Weichen für Erreichung der mit dem Klimapaket festgelegten Ziele seien gestellt. Eines der größten Hemmnisse bezüglich einer erfolgreichen Energiewende sei die Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewinnen, wofür Energiegenossenschaften durch die aktive Bürgerbeteiligung einen wichtigen Beitrag leisten können. Die Ansichten der politischen Vertreter bezüglich des bereits geschaffenen Rahmens für eine positive Entwicklung weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien standen in keinem vollständigen Konsens mit denen des Publikums. Auch in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen gingen die Meinungen sowohl der Redner untereinander als auch die des Publikums teilweise weit auseinander.
Den zweiten Teil der Veranstaltung bildete die Innovationsschau der Energiegenossenschaften. Im Rahmen eines genossenschaftlichen Innovationen Pitch bekamen sechs Energiegenossenschaften die Möglichkeit eines ihrer aktuellen Projekte in sieben Minuten zu präsentieren. Im Anschluss an die einzelnen Vorstellungen hatte das Publikum die Gelegenheit für das aus ihrer Sicht innovativste, attraktivste und vielversprechendste Projekt abzustimmen.
Das Gewinnerprojekt war das Modellprojekt „Post-EEG-Stromgemeinschaften“ der Elektrizitätswerke Schönau eG. Gegenstand dieses Projektes ist es herauszufinden, wie Privatleute sich untereinander mit selbst erzeugtem Strom versorgen können. 27 Haushalte aus der Region nehmen an dem Modellprojekt teil. Beteiligt sind Haushalte, die mit Hilfe von Photovoltaikanalagen oder kleinen Blockheizwerken Strom produzieren, welchen sie in das existierende Stromnetz einspeisen und Haushalte, die nur Verbraucher sind. Gemeinsam bilden sie die Stromgemeinschaft. Überschüssiger Strom wird in Salzwasserbatterien, einem neuartigen Stromspeicher, gespeichert, um bei Bedarf anderen zur Verfügung gestellt zu werden. Anstelle einer Vergütung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz werden die stromproduzierenden Haushalte durch die EWS vergütet. Alle Beteiligten genießen mehr Mitspracherecht wem sie ihren Strom zur Verfügung stellen und eine höhere Transparenz woher er kommt. Dank digitaler Lösungen können alle Teilnehmer ihre Energieflüsse in Echtzeit nachverfolgen. Dadurch dass den Kunden alles so einfach und transparent wie möglich gemacht wird, soll die Motivation der Bürger zum Betreiben kleiner Stromerzeugungsanlagen gesteigert werden. Die EWS Stromgemeinschaft ist ein Modellprojekt, welches wichtige Impulse für eine bürgernahe und dezentrale Energiewende setzt. Zudem ist es ein durchaus interessantes Modell, wenn die garantierten Einspeisevergütungen durch das Erneuerbare Energien Gesetz eines Tages auslaufen.
Weitere Einblicke zum Kongress sowie zu den Statements der einzelnen Redner können Sie unter https://www.genossenschaften.de/bundeskongress-genossenschaftliche-energiewende-2020 nachlesen.